Fantasy und Fußball, TikTok und ostasiatische Musikgenres – Lifestyle, ästhetisches Experimentierfeld oder doch nur Massenmanipulation durch die Kulturindustrie? Populärkultur, einerseits als viel beachtet und beliebt, andererseits als trivial und konsumorientiert angesehen, durchdringt unser Alltagsleben. Unterschiede zwischen Hochkultur und Unterhaltung, aber auch zwischen Kultur und Politik scheinen aufgehoben, wenn Klassik-Events wie Popkonzerte inszeniert werden und Influencer und Popstars sich politisch äußern oder meinungsbildend wirken. Vorlieben für Schlager oder die Zugehörigkeit zu Subkulturen sind einerseits identitätsstiftend, werden andererseits als Differenzmarker oder als ‚guilty pleasures‘ zur Selbstinszenierung genutzt. Reichweite auf Videoplattformen wird wichtiger als Ämter oder formale Qualifikationen, Medienpräsenz und -tauglichkeit avancieren zu einem Faktor für Erfolg. Frappierend ist dabei auch die Dynamik populärer Kulturen, die schnellen Moden folgen, aber auch Aufmerksamkeit auf seltene oder marginalisierte kulturelle Praktiken lenken können – mit Folgen für Bildung, gesellschaftliche Debatten und politische Maßnahmen. Und: diese Dynamiken enden nicht an nationalen oder sprachlichen Grenzen, Populärkultur bedient sich weltweit am Fundus von Ausdrucksformen, Genres und Stilen.

Was ist – oder war – eigentlich das Phänomen ‚Pop‘? Haben popkulturelle Entwicklungen noch kritisches Potenzial, können ästhetische Innovationen generieren oder gesellschaftlichen Wandel initiieren? Oder sind sie heute Teil eines kommerziellen Verwertungs- oder gar Verblendungszusammenhangs? Lässt sich das Konzept ‚populäre Kultur‘ sinnvoll eingrenzen? Wie äußert es sich etwa in der Literatur, der Musik oder in Bildmedien? Welche Vorläufer, welche Phasen der Populärkultur als Massenkultur lassen sich beobachten – und was haben diese mit realgeschichtlichen Prozessen wie etwa dem Wertewandel oder der Globalisierung zu tun? – In unserer Reihe wollen wir diese und weitere Aspekte mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Kultur-, Medien-, Literatur- und Musikwissenschaft sowie Kommunikations- und Geschichtswissenschaft erörtern.