Die Primatenforscherin und Kognitionswissenschaftlerin Julia Fischer ist Professorin für Primatenkognition an der Georg-August-Universität Göttingen und Leiterin der Abteilung „Kognitive Ethologie“ sowie stellvertretende Direktorin des Deutschen Primatenzentrums – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen. Im Zentrum ihres Forschungsinteresses steht die Frage nach der Evolution von Kommunikation, Intelligenz und Sozialverhalten bei Primaten. Ein besonderes Augenmerk gilt den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Affen und Menschen. Wie viel Mensch steckt im Affen? Und wie viel Affe steckt im Menschen? So werfen ihre Forschungen auch ein Licht auf die Natur unserer eigenen Art und die evolutionären Ursprünge des menschlichen Verhaltens und der Sprache. Ihre Arbeiten betrachten dabei die psychologischen und physiologischen Grundlagen des Verhaltens ebenso wie den Überlebenswert verschiedener Verhaltensweisen, den Einfluss der sexuellen Selektion und die Evolution von Sozialsystemen. Auf diese Weise schlägt Julia Fischer in ihrer Forschung eine Brücke zwischen psychologischen und evolutionären Ansätzen. Ihr wichtigstes Modellsystem ist die Gattung der Paviane, die der „Savannen-Theorie“ der menschlichen Evolution zufolge unter ähnlichen ökologischen Bedingungen leben wie frühe Menschen. Zudem zeichnen sich die Mitglieder dieser Gattung durch faszinierende Unterschiede ihrer Gesellschaftsformen und ihres Sozialverhaltens aus.
In ihren Vorlesungen führt Julia Fischer durch die Welt der Affengesellschaften. Nach einer Einführung in die Diversität der Gesellschaftsformen und des Sozialverhaltens von Primaten behandelt Julia Fischer die Entwicklung und Bedeutung von Sozialbeziehungen zwischen den Tieren sowie die Anpassung der Kommunikation und der sozialen und ökologischen Intelligenz, um in den komplexen Gesellschaften erfolgreich zu navigieren. Gastvorträge zur Übertragung von Krankheiten zwischen Affen und Menschen, den genetischen Grundlagen der Primatenevolution und zur Bedeutung der Migration in der sozialen und kulturellen Evolution runden das Vorlesungsprogramm ab.
Am 01.03.2000 errichtete die Vereinigung der „Freunde der Universität Mainz e.V.“ aus Anlass des 600. Geburtstages von Johannes Gutenberg die gemeinnützige Stiftung „Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur“. Die Stiftung hat – in der Tradition der „Freunde“ stehend – zum Ziel, eine lebendige Verbindung zwischen Universität und Bevölkerung, zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu pflegen. Sie lädt herausragende Wissenschaftler und Repräsentanten des öffentlichen oder kulturellen Lebens an die Universität Mainz ein. Entscheidend für die Berufung sind das Renommee der Personen und die interdisziplinäre Ausstrahlung ihrer Arbeit.
Mit der Gastprofessur, die beim Studium generale der Universität angesiedelt ist, beabsichtigt die Stiftung:
. in Lehre und Forschung neue Akzente zu setzen,
. Impulse zur Integration der Einzelwissenschaften zu vermitteln,
. neue Kontakt- und Kooperationschancen zu bieten,
. der Öffentlichkeit das Bild einer lebendigen Wissenschaft zu vermitteln,
. die Attraktivität der Johannes Gutenberg-Universität zu steigern.
Die Stiftung versteht sich als Investition in Bildung und Wissenschaft und damit als Investition in die Zukunft.